Die unendliche Toiletten-Geschichte unserer Schule steht kurz vor einem Happy-End.
Nach dem Einsatz der neuen Schulleitung liegt nun erstmals ein konkreter Plan darüber vor,
wie die Toiletten wieder benutzbar und schmierfinkensicher gemacht werden sollen...
von Niko Ippendorf
Bereits in der letzten Ausgabe der unvollendeten berichteten wir über den verwahrlosten Zustand
unserer Schultoiletten; in wie weit sie Toiletten genannt werden können und nicht
eher "bestialisch stinkende Räumlichkeiten mit der Eigenschaft, Schüler zur Zerstörung,
Beschmierung und Fäkalienrücklassung anzuregen", sei dahingestellt. Doch dieser Zustand
soll sich schon im Dezember ändern, versicherte uns der neue WDG-Chef Dr. Weeber.
Neue Toiletten sollen her: "Wir planen eine Grundsanierung, sowohl vom ästhetischen
als auch vom funktionspraktischen Aspekt betrachtet, in der Hoffnung, dass die Toiletten
besser gepflegt werden." Doch wie wird das aussehen? Zuerst einmal müssen die verdreckten
Toiletten gereinigt und Zerstörtes erneuert werden. Bereits seit Amtsübernahme führte
Dr. Weeber daher schon ausführliche Gespräche mit Herrn Böttcher und Frau Finger
vom Städtischen Baumanagement und schilderte ihnen die hiesige Situation.
"Das hat mit Menschenwürde nichts mehr zu tun; deshalb habe ich das auch gleich mit
Herrn Peikert in Angriff genommen!" Unterstützt von Herrn Schnur nahmen die vier
fortan sechs Toilettenbegehungen an unserer Schule vor und verwiesen die Damen und Herren
von der Stadt auf die Missstände in den besagten Einrichtungen. Bis zu 60 Minuten hielten
sie sich hierzu oftmals bei süßen Düften in den Kloräumen auf, um vor Ort zu diskutieren.
Viel Überzeugungskunst vor allem durch Herrn Peikert und bis zu siebzig zusätzliche
Arbeitsstunden forderte dieses Vorhaben. Doch letztendlich sollen sich die zusätzlichen
Mühen doch gelohnt haben.
Das Baumanagement lenkte ein und versicherte dem WDG die Vorziehung der für 2002 zugesicherten
Gelder zugunsten einer Gesamtüberholung der Toiletten. De facto wird die Stadt bis Ende
November Reparaturen an den Wänden und Sitzbecken übernehmen. "Die alten Sanitäreinrichtungen
werden hierbei beibehalten werden. Allerdings werden sie ausbessert und die Sitzbrillen durch neue
ersetzt", erklärte Dr. Weeber. Ebenso werden in den Toiletten in den Pausenhallen neue Trennwände eingefügt,
um die Räumlichkeiten übersichtlicher zu machen und "dunkle Ecken" zu vermeiden. Mit einem
Abschluss dieser Maßnahmen ist bereits im November zu rechnen.
Was die Kritzeleien an den Wänden betrifft, so wird in einer schulinternen Säuberungsaktion
den Toiletten neuer Glanz verliehen werden. Nach Absprache mit der SMV wird sich eine
Schüler-Lehrer-Eltern-Gruppe an einem Freitag und Samstag die Klohäuser zur Brust nehmen
und von jeglichem Schmutz befreien. Zur Entfernung der Gaffiti hat sich bereits ein nicht
gesundheitsschädliches Reinigungsmittel bewährt. Die Innenwände bekommen zu guter Letzt
noch einen frischen Anstrich, ebenso werden neue Toilettenpapierspender angebracht - einer
für eine ganze Toilette. Dr. Weeber: " Es ist zwar nicht so angenehm, sich jedes Mal vor
dem Klogang Papier abreißen zu müssen, wir konnten aber keine einzelnen Rollen in die Kabinen
hängen, da diese aus Erfahrung doch immer in den Schüsseln landen und zu Verstopfungen führen.
Ich denke, das ist ein Kompromiss, auf den sich jeder einlassen kann."
Bis zu den Weihnachtsferien soll auch dieser Arbeitsschritt abgeschlossen sein,
damit sich bereits im nächsten Jahr die Dörper an den neuen Sanitäreinrichtungen erfreuen können.
Und schon heißt es "Schluss mit Lustig!". Die Schilder an den Toilettentüren sprechen ihre eigene
Sprache und ebenso geht die Schulleitung auch gegen den Missbrauch der dahinterliegenden Räume vor.
Viele Schüler können nun nicht mehr ihren "Hobbies" nachgehen, die vor allem darin bestanden,
möglichst viel "Scheiße zu verzapfen" - neben die Kloschüssel. Auch ist ihnen nicht mehr gestattet,
den Putzfrauen durch Anfeuchten des Bodens mit Urin helfen zu wollen. Nasse Taschentücher unter die
Decke geworfen und dort hängen geblieben mögen ja in gewissem Sinne als moderne Kunst gelten,
sind aber dennoch unerwünscht. Naturschützern, die tote Fische in den Urinalen scheinbar
reanimieren wollten, sei gesagt, dass jeder einmal sterben muss und die armen Fische doch
lieber in die Wupper zurück wollen... Diesen Katalog könnte ich noch endlos weiterführen.
Nur eine Kleinigkeit noch: Falls Ihr es noch nicht wusstet, die silbernen Hebelchen über
jeder Toilette aktivieren die Klospülung. Wir haben leider noch keine Bewegungsmelder an
der Schule...
Dr. Weeber bringt dieses auf den Punkt: "Die Zustände sind skandalös, aber nicht von den
Lehrern verursacht!" Dies lässt sich nicht nur von den gehaltvollen Sprüchen an den Wänden
herleiten. Auch die Tatsache, dass viele Schüler lieber einhalten und warten, bis sie zu
Hause sind, anstatt die Sanitäreinrichtungen des WDG aufzusuchen, veranlasste die Schulleitung
zum Handeln.
In Zukunft werden die Toiletten kein aufsichtsfreier Raum mehr sein. Schmierfinken und
mutwillige Zerstörer müssen von nun an ständig damit rechnen, in flagranti erwischt zu werden.
"Die Kontrolle wird hierbei nicht nur vom Kollegium geführt, sondern auch von Schülern
der Oberstufe übernommen werden." Dieses Konzept der "ständigen Aufsicht" wird auch
während der Schulstunden und nicht nur in den Pausen greifen. Und jedem, der erwischt wird,
droht eine saftige Strafe. Es bleibt nicht bei einer mündlicher Verwarnung oder einer
pädagogischen Maßnahme, wie einem Klassenbucheintrag. Vielmehr wird direkt eine durch
die Schulkonferenz einheitlich abgesegnete "schriftliche Ordnungsmaßnahme" eingeleitet,
die sich in Form einer Jahrgangsstufen- beziehungsweise Klassenkonferenz zeigt.
Fernerhin werden Firmen damit beauftragt, die verursachten Schäden zu reparieren -
die Eltern werden sich dann sicher über die Rechnungen freuen...
Doch Dr. Weeber will die Hoffnung nicht aufgeben: "Ich bin Verfechter der ,Broken-Window'-Theorie."
Diese besagt, dass ein Auto mit geborstener Windschutzscheibe dazu einlädt, dieses Fahrzeug
ganz zu zerstören und alles, was nicht niet und nagelfest ist, zu entwenden. Übertragen
bedeutet dies, der Schulleiter hofft, dass die Hemmschwelle der Zerstörung bei den neuen
Toiletten wesentlich höher liegen wird, als es bisher der Fall ist. "Es ist wie eine
Kettenreaktion: Während bislang die Putzfrauen den groben Dreck, wie Fäkalienhaufen
entfernen mussten, blieb ihnen gar nicht die Zeit, sich um Details, wie den um den
Putz der Toilettenbrillen zu bemühen. In den neuen Toiletten werden sie dann auch auf
solche Dinge mehr achten und alles wird insgesamt hygienischer werden." Doch bis dahin
wird der Direktor weiter seine Kontrollgänge absolvieren, kritisiert von Schülern, die
sich über sein "Eindringen" beschweren, um den Status Quo zu erhalten - sicher könnte
auch er sich Besseres vorstellen...
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