Theresienstadt - Eines von vielen Zwischenlagern des Dritten Reichs. Adolf Hitler funktionierte ein kleines Dorf zu einem Juden-Ghetto und dessen Festung zu einem politischen Gefängnis um. Tausende von Menschen passierten täglich auf den Weg zu den Vernichtungslagern im Osten die Kleine Festung von Theresienstadt. Obwohl das Leid, das den dort Inhaftierten zugefügt wurde, zu dem des KZs Auschwitz in keinem Vergleich steht, kann man die Qualen der Menschen kaum beschreiben. Doch selbst eine vom Roten Kreuz nach Theresienstadt gesandte Abordnung erkannte das Grauen nicht und schrieb folgendes über das Juden-Ghetto Theresienstadt in ihrem offiziellen Bericht: Der Führer schenkt den Juden eine schöne Stadt Theresienstadt - Juden-Ghetto und politisches Gefängnis. Ein Mahnmal der Geschichte.Von Thomas Wülfing
Um 1784 entstand ca. 50km nördlich von Prag ein kleines, noch unbedeutendes Dorf mit dem Namen Theresienstadt. Es bestand aus zwei Teilen: Zum einen das normale Stadtgebiet und zum anderen eine kleine Festung. In den Häusern lebten ganz gewöhnliche Menschen und die Kleine Festung wurde nur als Unterkunft für niedere Offiziere genutzt. Also - eine ganz durchschnittliche Ansiedlung des 18. Jahrhunderts. Keiner konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass Theresienstadt eines Tages eine wichtige Rolle im Zweiten Weltkrieg spielen sollte. Als am 30. September 1938, bei der Münchner Konferenz, die Vertreter Großbritanniens, Frankreichs, Italiens und Deutschlands ohne die Teilnahme tschechoslowakischer Vertreter über die Abtrennung der Grenzgebiete der Tschechoslowakei und die Zugehörigkeit zu Deutschland beschlossen, wurde Tschechien durch das nazistische Deutschland besetzt. Als dann auch Theresienstadt deutsch geworden war, richtete die Prager GeStaPo in einigen Gebäuden der Kleinen Festung ein Polizeigefängnis ein, womit der Schreckensweg dieser Stadt begann. Denn im Hinblick auf die wachsende Anzahl der Verhafteten suchte die GeStaPo neue, für ihre Unterbringung geeigneten Gebäude. Und so richtete der Befehlshaber der Sicherheitspolizei eine Bitte an R.Heydrich, damaliger Leiter der Sicherheitspolizei in Deutschland, ob man nicht ein größeres Gefängnis in Theresienstadt einrichten könne. Er betonte die Vorteile der Kleinen Festung. Vor allem die leichte Überwachung des Objektes und die kleine Entfernung zu Prag. Bereits im Juni 1940 wurde diese Absicht verwirklicht. Das neue Gefängnis, von der Prager GeStaPo-Leitstelle verwaltet, unterlag dem Kommando des Gefängnisses Pankrác in Prag. Doch nicht nur die Kleine Festung wuchs in ihrer Bedeutung sondern auch die, am Anfang, erwähnte normale Stadt. Denn sie wurde Anfang 1940 evakuiert mit dem Grund, dass Hitler den Juden eine Stadt schenken wolle. Die ehemaligen Bewohner dachten sich anfangs nichts dabei und waren von der Großzügigkeit Hitlers angetan. Solche Propagandalügen verbreitete Hitler oft und die zu jener Zeit lebenden Menschen fielen oft darauf hinein. Propagandalüge deshalb, weil man heute weiß, dass Theresienstadt ein großer Rangierbahnhof für Menschen wurde. Von hier aus wurden von 1940-1945 ca. 141000 Menschen in Vernichtungslager oder ähnliche Einrichtungen in den Osten geschickt. 35000 Menschen starben hier und nur 14000 überlebten Theresienstadt. Trotz dieser hohen und erschreckenden Zahlen muss man leider sagen, dass das Gefängnis in der Kleinen Festung immer noch wichtiger als der Rest von Theresienstadt war, denn in diesem Gefängnis wurden fast ausschließlich politische Gefangene untergebracht, die wegen politischer Vergehen, wie der Widerstand gegen den Nazismus, im Gefängnis saßen. Denn diese Menschen waren für Hitler besonders gefährlich, weil sie dem Volk deutlich machen konnten was für einen gewaltigen Fehler es gerade begeht. Die wohl bedeutendsten Häftlinge waren aber diejenigen, die mit dem Attentat auf den inzwischen stellvertretenden Reichsprotektor R. Heydrich zu tun hatten. 252 Angehörige und Mitwisser dieses Attentats von ihnen wurden nach der Deportierung nach Mauthausen ermordet. Und wer glaubt, das Gefängnis sei ausschließlich für Juden gewesen täuscht sich. Insgesamt kamen nur 1500 Juden in dieses Gefängnis. Das lag an der schon beschriebenen Strukturierung dieser Einrichtung, denn die Juden wurden meistens ohne einen Prozess zu den Konzentrationslagern geschickt. Aber wie haben eigentlich die ganzen Häftlinge gelebt? Um eins vorweg zu nehmen, die Juden wurden immer schlechter behandelt als die anderen Inhaftierten. Wenn es weniger Essen gab, waren sie die ersten, die dies zu spüren bekamen. Wenn die Häftlinge in die Kleine Festung von Theresienstadt eingeliefert wurden mussten sie direkt nach der Aufnahme der persönlichen Daten ihre gesamten Wertsachen abgeben und diese sahen sie auch dann nicht wieder, wenn sie lebend aus dem Gefängnis herauskamen. Dann wurde man mit Häftlingskleidung, Essschüssel, Löffel und Decke ausgestattet, auf die man zu achten hatte. Ging etwas kaputt oder verloren musste man dies selbstverständlich durch Essensentzug, härtere Arbeit oder ähnliches wieder ausgleichen. Die Anzahl der Häftlinge in den Zellen des 1. bis 3.Hofes wechselte ständig zwischen 60 und 90 Personen hin und her. Die Häftlinge schliefen auf dreistöckigen Pritschen, und hatten in der Zelle ein Waschbecken und ein Spülklosett zur Verfügung (Manchmal teilten hundert Leute nur eine Toilette). Die Lebensmittelrationen wurden durch Vorschriften bestimmt. Aber durchschnittlich erhielt jeder Häftling 370 Gramm , später auch nur noch 250 Gramm Brot pro Tag. Außerdem bekam man meistens noch einen Schöpflöffel Kaffee-Ersatz und mittags eine dünne Gemüsesuppe. Das war alles womit man auskommen musste und auch noch schwere Arbeit zu leisten hatte. Denn so wie auch in anderen Gefängnissen, beziehungsweise Konzentrationslagern lautete das Motto:  Unter diesem Leitsatz verrichteten die Häftlinge die verschiedensten Tätigkeiten innerhalb der Haftanstalt, später entstanden schrittweise Außenkommandos, die zu Arbeiten in der Landwirtschaft, Industrie und auf Verkehrswegen ausgesandt wurden. Sie mussten teilweise unter den widrigsten Nahrungsumständen durch ihre Arbeitskraft Schwerstarbeit an dem Gebäude selber oder Großprojekten wie die Gleisverlegung der Reichsbahn durch die Tschechei verrichten. Dazu kam noch die mangelnde Hygiene. Dass man unter solchen Umständen schnell krank wurde, kann sich jeder von uns denken und, da der Arzt nur sehr selten kam, starben die Menschen den Aufsehern unter den Händen weg, was diese nicht besonders störte. Zu den vielen hundert Toten aus dem Gefängnis kamen noch die vielen Toten aus der kleinen Stadt und so war es nötig, ein eigenes Krematorium (Anlage zur Verbrennung der Toten) zu bauen, denn um die hohe Zahl der Toten aus der Stadt zu schaffen , wäre jede Woche ein ganzer Zug notwendig gewesen. Wenn man all dies liest und sich vorstellt, überlegt man sich, warum die Häftlinge sich nicht dagegen wehrten beziehungsweise zumindest versucht haben zu fliehen. Aber wie schon erwähnt war die Beschaffenheit des Gebäudes nicht gerade ideal für eine Flucht: Rings um die Burg gab es hohe Mauern und Wassergräben. Außerdem war die Überwachung dieses Gefängnisses sehr stark. Trotz all dieser Nachteile haben es sehr viele Häftlinge versucht, in der Erwartung nach der Erfassung hingerichtet zu werden, versuchten. Erfolgreich gelungen ist es allerdings nur drei Leuten, die Folterkammer auf ewig zu verlassen. Damit wir diese Grausamkeiten möglichst nie vergessen, wurde aus Theresienstadt eine Gedenkstätte mit vielen Museen und Informationen gemacht. Man kann die Gemäuer besichtigen, in denen vor 55 Jahren noch Elend und Hunger herrschte. Man bekommt selbst heute noch Angst, wenn man daran denkt, wie manche Menschen von den Nazis behandelt wurden. Im Nachhinein kann man nur hoffen, dass so etwas nie wieder passiert und wir nie wieder einen solchen Fehler begehen werden. |